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In international gemischten Teams remote zusammenarbeiten


Gestern hatte ich die Gelegenheit, in zwei großen internationalen Runden meine Erfahrungen mit international besetzten, remote arbeitenden Teams zu teilen. Und weil die Rückmeldungen so positiv waren, folgen hier meine wichtigsten Tipps. Ich freue mich, wenn ihr sie ergänzt und kommentiert.


Kulturelle Unterschiede im Arbeitskontext sind ebenso herausfordernd wie bereichernd

Unterschiedliche Kulturen nicht nur als Touristin, sondern auch im Arbeitskontext zu erleben, schafft viel intensivere Erfahrungen:

  • Dinge können auch ganz anders funktionieren - das steigert die eigene Flexibilität.

  • Es gibt überraschende Befremdungs- und Fettnapf-Momente wie ebenso unerwartete berührende und Nähe-Momente.

Das Wissen über kulturelle Unterschiede ist noch nicht die Lösung

Wenn es in Teams oder mit Kund:innen Schwierigkeiten gibt, werden sie oft damit begründet, dass die Menschen dort "eben so seien". Und häufig schwingt dann eine Mischung aus Ärger und Resignation mit, weil eigene Erwartungen nicht erfüllt werden. Ich vergleiche das oft mit einem Arztbesuch, bei dem ich nach der Diagnose entlassen würde.


Kulturelle Unterschiede ins Gespräch bringen

Noch spannender als die kulturellen Unterschiede selbst ist es daher, darüber ins Gespräch zu kommen. Dadurch, dass man gemeinsam arbeitet, bestehen auch viel mehr Gelegenheiten, sich über die Erfahrungen - auch wieder über Gelingendes und Schwieriges - auszutauschen und nachzufragen, wie bestimmte Dinge in anderen Kulturen angepackt werden. Auf dieser Basis gelingt dann vielleicht eine Herangehensweise, die sich für alle Beteiligten passend und angemessen anfühlt.

Eine tolle Anregung dazu ist die Culture Map von Erin Meyer (The Culture Map, New York 21. Aufl. 2022), die zur Auswirkung von kulturellen Unterschieden im Arbeitskontext geforscht hat. Zusätzlich zu den eher bekannten Unterschieden in der Kommunikation und im Zeiterleben beschreibt sie eindrücklich Unterschiede beim Entscheiden, beim Überzeugen und dabei, wie überhaupt Vertrauen entstehen kann. Aus meiner Sicht alles wichtige Themen in Teams. Internationale (remote arbeitende) Teams können das gemeinsame Ausfüllen der Map als Grundlage für ein kontinuierliches Gespräch über ihre interkulturellen Erfahrungen machen. Außerdem ist die ausgefüllte Map eine gute Grundlage für das Festlegen erster Team-Regeln.

Auch remote Teams können stark verbunden sein

Mitglieder von remote arbeitenden Teams fühlen sich häufig nicht stark verbunden und spüren wenig Team-Spirit (Danke für den spannenden Podcast mit @Janina Cußmann bei @Klartext HR). Das mag für sehr aufgaben-bezogenen Mitarbeitenden kein Problem sein oder sie sogar entlasten - für beziehungs-orientierte Mitarbeitende fehlen jedoch Orientierungen.

Im Folgenden habe ich daher einige Ideen aufgelistet, die zum besseren Kennen Lernen und so zu mehr Verbindungs- und Zugehörigkeitsgefühl beitragen können:


  1. Die geteilten Kalender sollten wichtige Feiertage aller vertretenen Kulturen beinhalten. Dann kann das Team zum einen dafür sorgen, dass jeweils die Menschen, die einen Feiertag haben, von Terminen und Aufgaben entlastet werden. Zum anderen können die Feste und Feiertage Anlass geben, mehr über die Kulturen der Teammitglieder zu erfahren.

  2. Zusätzlich zu allen Themen-Kanälen kann es informelle Kanäle geben für "Kulturelles": Rezepte, Reise-Tipps, Bücher usw. - allerdings lebt der Kanal davon, dass er befüllt wird.

  3. Meetings können 10-15 Minuten vor der Zeit mit einer informellen (Kaffee-)Runde starten.

  4. Zudem hilfreich sind Check-in-Runden, mal arbeitsbezogen und mal witzig, um voneinander mehr zu erfahren als nur Projektstände. Fragen für Check-In-Runden gibt es in Check-In-Generatoren im Internet.

  5. Aus meiner Sicht absolut basic, löste aber gestern wieder Erstaunen aus: Im Normalfall sind die Kameras in Meetings an. Bilder liefern einerseits deutlich mehr Informationen, andererseits steigern sie die Verbindung.

  6. Auch remote lassen sich Rituale pflegen, wie gemeinsam Geburtstag feiern oder ein online Afterwork-Events veranstalten. Das mag auf Grund großer Zeitunterschiede herausfordernd und daher selten sein; umso größer die Bedeutung für den Team-Spirit.

  7. Bei Unstimmigkeiten und Problemen hilft ein Video-Call - und das kann ein Team auch zur Regel (und damit zur Teamkultur) erklären. Ist übrigens auch zu empfehlen, wenn die Kolleg:innen oder Kund:innen zum gleichen Kulturkreis gehören.

  8. Remote Teams sollten sich regelmäßig Zeit nehmen, ihre Zusammenarbeit zu reflektieren: Fragen betreffen zum einen das persönliche Empfinden und das Zugehörigkeitsgefühl, zum anderen den erlebten Teamspirit, das gegenseitige Unterstützen und die Fähigkeit, mit Problemen und Konflikten umzugehen. Selbstverständlich brauchen interkulturelle Teams Formen der Reflexion, in denen alle Beteiligten sich einbringen können - also auch diejenigen, die eher indirekt kommunizieren und Kritik eher dezent formulieren. (Wenn du an einer Fragensammlung für ein solches Team-Meeting interessiert bist, schreib mir in den Kommentaren.)

Weltbürger:innen - interkulturelle Kompetenz

Und damit schließt sich der Kreis. Teams, die ihre kulturellen Unterschiede und die damit verbundenen Erwartungen reflektieren und ins Gespräch bringen können, steigern gemeinsam ihre individuellen Fähigkeiten, verbindlich, respektvoll und ergebnisorientiert zusammenzuarbeiten und damit Welt-Bürger:innen zu sein. Ich finde das großartig. Wie erlebst du die Arbeit in internationalen Teams und was hast du gelernt unterwegs?




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